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Suvretta House – Grandezza mit Bauchgefühl

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Suvretta House – Grandezza mit Bauchgefühl

  • Wo der Concierge ein Philosoph ist und der Luxus für die Gäste so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen: ein Besuch im legendären Hotel Suvretta House in St. Moritz
Suvretta House – Grandezza mit Bauchgefühl

Was macht eigentlich Luxus zum Luxus? Warum glänzen manche Dinge und andere nicht? Solche Gedanken kommen einem in den Sinn, wenn man von St. Moritz aus zum Chasellas-Hochplateau hinauffährt und zum ersten Mal das Suvretta House erblickt. Wie ein Märchenschloss thront das Hotel, inmitten der traumhaften hochalpinen Landschaft des Oberengadins. Beim Betreten der Lobby fällt vom Besucher alles Schwere ab. Es fühlt sich verdammt gut an. Etwa so: „Man umgebe mich mit Luxus. Auf das Notwendige kann ich verzichten.“ Die Sentenz von Oscar Wilde ist verblüffend wahr in einer Zeit, in der man allen Dingen ein Preisschild gibt. Aber von fast nichts mehr den Wert kennt.


Fragen wir einen, der sich damit auskennt. Marco Vaudo ist der langjährige Chefconcierge des Hauses und quasi von Beruf der Hüter des wahren Luxus. Sein Reich ist das Foyer des Hotels. Dort kümmert er sich um die Wünsche der Gäste – und seien sie noch so ausgefallen. Vaudo kennt sie alle, die Reichen, die Schönen und die Exzentrischen und weiß, was sie vor allem schätzen: „Diskretion.“ Seine Philosophie? „Wir wissen, wann wir etwas sagen müssen oder nur zuhören dürfen. Oder eben keines von beidem. Das ist das Suvretta Bauchgefühl“, sagt der 58-jährige Schweizer, der im Süden Italiens geboren ist und heute mit der Familie am Comer See lebt. Zur ganz besonderen Atmosphäre gehört auch die Geräuschlosigkeit, mit der der Concierge arbeitet. Das gehört zum Luxus. Das Selbstverständliche. Das größte Kompliment ist, wenn der Gast nichts davon bemerkt.

Meister der Diskretion: Chefconcierge Marco Vaudo, weiß genau, wann er schweigen muss
Meister der Diskretion: Chefconcierge Marco Vaudo, weiß genau, wann er schweigen muss

„Jeder Gast ist ein König“, sagt Vaudo. „Wir sehen unseren Gästen noch in die Augen und nennen sie beim Namen.“ Concierge zu sein, ist sein wahr gewordener Traum. „Ich bin jeden Tag auf Weltreise, ohne reisen zu müssen. Was ich hier erleben darf, macht mich glücklich“, sagt er. Seine Eltern hatten sich für ihn den Ingenieursberuf gewünscht, aber schnell feststellen müssen, dass sich das mit den Lebensvorstellungen des jungen Marco nicht vereinen ließ. Als er damals Anfang der 80er Jahre einen Freund in einem Hotel besuchte, der eine Ausbildung zum Concierge machte, war für ihn sofort klar, dass das genau auch sein Berufsziel war. Nach der Ausbildung verschlug es den jungen Mann vom Comer See nach München ins Conti Hotel, das war auch ein Crashkurs, um seine Deutschkenntnisse zu verbessern. Anschließend kehrte er in die Schweiz zurück und nach einigen Jahren als Concierge in Luxushotels fand Vaudo seine Bestimmung im Suvretta House.


Seine größte Stärke? „Gelassenheit.“ Auch und gerade in ungewöhnlichen Situationen: „Einmal hatte ich nur zehn Minuten Zeit, einem Hotelgast 200 Rosen zu besorgen für seine Angebetete. Und das in der Hochsaison, bei 30 Zentimeter Neuschnee“, erinnert er sich. Die ihm eigentümliche Contenance bewahrte Vaudo auch in einer ziemlich vertrackten Situation. „Vor vielen Jahren betrat der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit seinen Bodyguards einen Aufzug, der sich zuerst bedrohlich senkte und dann nach wenigen Metern steckenblieb.“ Vaudo konnte den prominenten Gast aus der Schieflage befreien. „Das war unvergesslich. Zum Glück hatte mir mein Vorgänger gezeigt, wie man einen Aufzug manuell herunterholt und wie sich so die Türen wieder öffnen lassen.“ Was rät der Chefconcierge jungen Berufsanwärtern? „Wenn Du diesen Beruf ergreifen möchtest, musst Du Dir nur eine Frage mit ja oder nein beantworten: Beruf oder Berufung? Weihnachten, Silvester, Ostern und viele andere Feiertage gehören den Gästen, das muss Dir klar sein.“ Vielleicht ist auch das eine Form von Luxus: sich entscheiden können.


Nicht weit entfernt vom Empfangstresen des Concierge sitzt Fabrizio Zanetti im Lounge Bereich beim Afternoon Tea am Kaminfeuer. Die Sache mit dem Bauchgefühl ist auch seine Profession. Für den Küchenchef des Suvretta ist die Definition von Luxus ganz einfach: „Es dürfen nicht zu viele Komponenten auf den Teller. Alle Zutaten müssen von bester Qualität sein und eine leichte Kombination ergeben.“ Klingt fast zu einfach. „Das Einfache ist oft das Schwierigste“, sagt Zanetti mit dem ihm eigenen Understatement. Es ist erst ein paar Stunden her, dass seine Kochkunst mit 16 der begehrten Gault Millau Punkte ausgezeichnet wurde und man ihn zudem zum „Koch des Monats“ erklärte.

Luxus, der durch den Magen geht: Fabrizio Zanettis Kochkünste im Grand Restaurant verzaubern Gäste und die Kritiker des Gault Millau (16 Punkte)
Luxus, der durch den Magen geht: Fabrizio Zanettis Kochkünste im Grand Restaurant verzaubern Gäste und die Kritiker des Gault Millau (16 Punkte)

Der gebürtige Bündner ist in St. Moritz aufgewachsen und zaubert mit seiner 42- köpfigen Küchenmannschaft neben Schweizer Spezialitäten hauptsächlich marktfrische französische Küche und verfeinert sie mit einer internationalen Note. Im Team sind viele weibliche Köchinnen, eine Seltenheit in der normalerweise von Männern dominierten Hauben-Küche. „Ich bin darüber sehr froh“, sagt der Chef de Cuisine, „denn oft haben Frauen das bessere Feingefühl“. Im Grand Restaurant gilt der Dresscode „dunkler Anzug mit Krawatte oder Smoking“, serviert wird unter einer reich verzierten, über 100 Jahre alten Kassettendecke. Auf der Speisekarte stehen Gerichte wie im Heu gegarter Lammrücken, Nüsslisalat und Schwarzwurzeln, Schupfnudeln mit grünen Spargelspitzen auf Waldpilzkompott und schwarzem Trüffel oder Atlantik Wildfang Wolfsbarsch in der Salzkruste. Zanetti ist auch ein Meister einheimischer Kräuter. Regelmäßig geht er auf Exkursion im direkten Umland des Suvretta Houses. „Dort wachsen Wildkräuter, die fantastisch in meine Küche eingebunden werden können, einfach großartig“, schwärmt er. So lange er denken kann, wollte er immer nur kochen, erzählt der heute 37-Jährige, der mit 16 als Lehrling im Badrutt’s Palace Hotel anfing. Seitdem hat er eine beeindruckende kulinarische Erfahrungsreise gemacht, war unter anderem Sous-Chef im Savoy Grill von Gordon Ramsey in London, leitete das Gourmetrestaurant „Cà d’Oro“ in St. Moritz und kochte bei Kempinski in China. Trotzdem ist er bodenständig geblieben. Sein Lieblingsgericht? „Spaghetti mit wirklich frischen Tomaten.“ Für ihn ein seltener Genuss. „Hier oben in 1800 Metern Höhe wachsen leider keine Tomaten.“ Da hat auch der feinste Luxus seine Grenzen.


Neben dem Grand Restaurant sorgen für das Bauchgefühl noch die Suvretta-Stube und die Bergrestaurants Chasellas und Trutz. Die Weinkarte ist beeindruckend, im Weinkeller lagern Schätze. Wem danach ist, kann sich einen feinen Roten Château Petrus, Jahrgang 2008 gönnen. Einfach so. Die Flasche für 7800 Schweizer Franken. Der berühmteste, beste und teuerste Weißwein der Welt steht natürlich auch auf der Karte. Eine Flasche Montrachet Grand Cru, Jahrgang 2007 von Romanée-Conti für 8300 Franken. Chefsommelier Luca Romei ist für das perfekte Zusammenspiel von Wein und Essen verantwortlich. Zusammen mit Küchenpatron Zanetti wählt er jeden Tag neu die passenden Rebsorten zum Menü aus. Warum sind auf der Weinkarte nur sechs deutsche Spitzenweine vertreten? Romei erklärt es so: „Unsere Gäste sind traditionell und bei der Weinauswahl sehr regional bezogen. Viele lieben die sehr guten Schweizer Weine. Weitere Favoriten sind Frankreich und Italien.“ Und welchen Wein bestellen sich Stammgäste, die sich alles leisten können? Es ist selten der teuerste, weiß der Chefsommelier, „sondern der, der einem schmeckt. „Ich kenne viele Gäste, die jeden Abend denselben Wein bestellen.“

Öffnet manchmal eine Flasche Rotwein für 7800 Schweizer Franken: Luca Romei, Chefsommelier hat eine gute Nase für edle Tropfen
Öffnet manchmal eine Flasche Rotwein für 7800 Schweizer Franken: Luca Romei, Chefsommelier hat eine gute Nase für edle Tropfen

Luxus ist auch immer eine Idee davon, wer man sein möchte und nicht nur, wer man ist. Das legendäre, im Jahr 1912 eröffnete Grand Hotel mit den zwei markanten Türmen kann davon viele Geschichten erzählen. Möglich gemacht haben es die visionären Gründer, der Schweizer Hotelier Anton Bon und der Londoner Parlamentarier Sidney Goldman, der durch Diamantenhandel reich geworden war. Die beiden wollten es funkeln lassen, sie träumten von einem Hotel im Stil der Belle-Epoque. Schneller als erwartet entwickelte sich das Suvretta zum exklusiven Treffpunkt. Zu den Gästen gehörten der spätere japanische Kaiser Akihito, König Faruk von Ägypten, der Schah von Persien, Charlie Chaplin und der Schauspieler Gregory Peck. Heute gehört das Domizil zu den Leading Hotels of the World und ist in der 6. Generation im Familienbesitz. Seit 2014 sind Esther und Peter Egli die perfekten Gastgeber. Ihr Motto: „Das Suvretta ist eines der Orte auf dieser Welt, wo die Tradition echter Gastfreundschaft gelebt wird.“ Kein Wunder, dass die 5-Sterne-Oase kürzlich als „freundlichstes Hotel der Schweiz“ ausgezeichnet wurde. Der hauseigene Slogan: „Wo Sie ankommen und ganz bei sich selbst sein können“ – ist sogar noch untertrieben. Weder Verkehr noch Hektik stören die Ruhe der einmaligen Lage in einer natürlichen Parklandschaft am Südosthang des Piz Nair Pitschen, unterhalb des Wintersport- und Wandergebiets Suvretta-Corviglia. Als Gast in einem der 171 Zimmer oder 10 Suiten wird man von einem unaufdringlichen, aber perfekten Rund-um-Wohlfühlservice verwöhnt. Dazu gehört alles, was das Herz begehrt und der Seele gut tut, vom kulinarischen Angebot bis zur Wellness-Oase im „Sports & Pleasure Club“. Das Hotel verfügt natürlich über eine eigene Driving-Range und im Winter über einen privaten Skilift, der die Gäste direkt zur Talstation der Suvretta-Sesselbahn bringt.


Es ist nicht überliefert, ob die Hollywoodschauspielern Mae West, Sexsymbol der 30er-Jahre jemals Gast im Suvretta war. Aber auch sie kannte offenbar das Bauchgefühl. Sie sagte: „Zuviel von einer guten Sache kann wundervoll sein!“


Gut zu wissen

Check-in
Hotel Suvretta House, St. Moritz. 171 Zimmer und 10 Suiten. ab CHF 710.– inkl. Halbpension (Single Room, Winter). Eigene Skischule. Schönster Skiraum der Alpen. Skilift direkt ins Skigebiet. Eisfeld, Hallenbad, Spa. Gastronomie: Grand Restaurant (Französische Küche mit internationaler Note), Suvretta Stube (Bündner Gerichte und costa-ricanische Spezialitäten). Bergrestaurants: Chasellas (1936 m ü.M) und Trutz (Sonnenterrasse aud 2211 m ü.M.)

Hotel Suvretta House
Via Chasellas 1
CH-7500 St. Moritz

Tel: +41 81 836 36 36
Fax: +41 81 836 37 37
info@suvrettahouse.ch
www.suvrettahouse.ch

Buch Suvretta House Table Book Buchtipp Das „Suvretta House Table Book“ mit der Geschichte des Grandhotels von 1912 bis heute. Hrsg. v. Andreas Z’graggen mit Fotos von Stammgast und Starfotograf Michel Comte